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Episode 25: Das Grollen aus der Tiefe

Der Morgen am Sankelmarker See war kühler als gewöhnlich. Eine dichte Nebelschicht lag über dem Wasser, und das leise Plätschern der Wellen war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach. Doch unter dieser friedlichen Oberfläche lauerte eine Veränderung – etwas, das die Kinder nicht vorhergesehen hatten.


Lukas, Mia, Finn und Lea standen am Ufer, genau an der Stelle, an der sie am Vorabend die seltsamen Gravuren unter Wasser entdeckt hatten. Sie hatten gehofft, dass das morgendliche Licht ihnen eine bessere Sicht ermöglichen würde, doch der Nebel war dichter als sonst.


„Es fühlt sich heute anders an,“ sagte Mia leise und rieb sich die Arme. „Als ob der See uns beobachtet.“


„Das tut er vielleicht auch,“ murmelte Lukas. „Wenn die Wächter wirklich existieren, dann könnten sie auf das reagieren, was wir herausgefunden haben.“


Finn kniete sich hin und tippte mit der Spitze eines Astes vorsichtig auf die Wasseroberfläche. „Was, wenn wir es wagen und reingehen?“


„Keine Chance,“ sagte Lea sofort. „Wir wissen nicht, was darunter ist. Vielleicht gibt es einen anderen Weg, die Gravuren zu sehen, ohne dass wir ins Wasser müssen.“


„Lasst uns zurück zur Akademie Sankelmark gehen,“ schlug Mia vor. „Frau Lund könnte wissen, was diese Zeichen bedeuten. Vielleicht gibt es alte Aufzeichnungen darüber.“


Währenddessen im Hotel Seeblick


Während die Kinder ihre nächste Spur verfolgten, begann der Tag für Anna mit den üblichen Herausforderungen. Ein Gast, der in der Nacht zuvor angereist war, stand mit mürrischer Miene an der Rezeption.


„Entschuldigung, Frau Anna,“ begann er mit verschränkten Armen, „ich will nicht unhöflich sein, aber ich hatte letzte Nacht den Eindruck, dass jemand auf dem Flur hin und her gegangen ist. Dabei war niemand zu sehen.“


Anna zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln. „Das Hotel ist alt, und manchmal trägt der Wind Geräusche durch die Gänge. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie sicher sind.“

Der Gast schnaubte, schien aber nicht überzeugt.

Kaum war das Gespräch beendet, hörte Anna ein lautes Klirren aus der Küche. Als sie dort ankam, sah sie, wie die berüchtigte Hotelkatze es sich erneut auf dem Küchentresen gemütlich gemacht hatte – diesmal inmitten eines Haufens umgekippter Teller.

„Du wirst mich eines Tages in den Wahnsinn treiben,“ murmelte Anna, während sie die Unordnung beseitigte.

Die Akademie Sankelmark – Neue Erkenntnisse

Die Kinder erreichten die Akademie am späten Vormittag. Die hohen Regale voller alter Bücher und Dokumente wirkten immer wieder beeindruckend auf sie. Frau Lund begrüßte sie mit ihrem gewohnt ruhigen, wissenden Blick.

„Ihr seht aus, als hättet ihr etwas Wichtiges entdeckt,“ sagte sie, während sie ihnen Platz an einem der langen Holztische anbot.

„Das haben wir auch,“ sagte Lukas und breitete ihre Zeichnungen der Gravuren aus. „Wir haben eine Steinplatte unter Wasser gefunden, und die Symbole darauf sehen genauso aus wie die, die im Keller des Hotels waren.“

Frau Lund betrachtete die Zeichnungen sorgfältig, bevor sie aufstand und an eines der Regale trat. Nach einem Moment zog sie ein altes, schweres Buch heraus und blätterte durch die Seiten.

„Diese Gravuren stammen aus einer Zeit, in der der See als heiliger Ort galt,“ erklärte sie schließlich. „Die Menschen glaubten, dass der See eine Art Tor war – nicht zu einer anderen Welt, sondern zu einer tieferen Wahrheit.“

„Aber warum sind diese Zeichen verschwunden?“ fragte Mia.

Frau Lund sah sie nachdenklich an. „Vielleicht, weil das Gleichgewicht gestört wurde.“

Ein unerwartetes Erwachen

Zurück am See kehrten die Kinder mit neuer Entschlossenheit zu ihrer Entdeckung zurück. Sie standen wieder am Steg, als Finn plötzlich mit der Hand auf das Wasser deutete.

„Da! Habt ihr das gesehen?“

Ein leises Glühen breitete sich direkt unter der Wasseroberfläche aus, genau über der Steinplatte. Die Kinder hielten den Atem an.

„Was, wenn es eine Nachricht ist?“ flüsterte Lea.

Lukas griff nach einem langen Stock und rührte vorsichtig im Wasser. Plötzlich begann sich die Steinplatte zu bewegen. Sie hob sich langsam an, als würde sie von einer unsichtbaren Kraft nach oben gedrückt.

„Oh nein, das fühlt sich nicht richtig an,“ sagte Mia nervös.

Die Platte kam weiter nach oben, bis ein Teil davon aus dem Wasser ragte. Die Gravuren waren nun deutlich sichtbar, und zwischen den Zeichen war eine Vertiefung zu erkennen – als ob dort etwas hineingehört hätte.

„Was, wenn hier einst etwas lag?“ fragte Finn.
„Oder etwas fehlt,“ ergänzte Lukas.
Mia trat einen Schritt zurück. „Ich glaube, wir sollten Anna davon erzählen. Sie muss wissen, dass der See… erwacht ist.“
Der See antwortet
Kaum hatte Mia diese Worte ausgesprochen, entstand mitten auf dem See eine kleine Welle – als würde der See atmen. Die Kinder starrten auf die sich ausbreitenden Kreise, unfähig, sich zu bewegen.
„Ich glaube, wir haben ihn geweckt,“ flüsterte Lea.

Während der Nebel sich wieder über das Wasser legte, wussten die Kinder, dass sie etwas Bedeutendes aufgedeckt hatten. Doch ob es eine Warnung oder eine Einladung war, wussten sie noch nicht.

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